
zu Josef
..was für ein langes Kapitel ging da zuende. Es war immer klar, dass ich bis Istanbul fahre. Nach 7M hatt‘ ich das nun gemacht – wie gehts aber weiter? Ne ausschweifende, grobgeplante Route durch die Türkei lag vor mir. Ich leite hiermit das zweite Kapitel meiner Reise ein. Wie so nen Lot gings für mich grade nach ‚unten‘ – ins unbekannte und großzügige Hinterland Anatoliens…

15.04. Alles geben – Gebze
.wieder erst nach 4pm loszukommen überrascht mich besonders rückblickend nicht. Abschiede verzögern sich bei mir kronisch. Es war aber auch schön mir sicher sein zu können, mich bei allen verabschiedet zu haben und so gut vorbereitet zu sein, wies halt geht.
Der Radweg in den Süden führt immer an der Marmaraküste entlang -überall Picknickende, Roller, Schlendernde oft wegklingeln – bis nach Pendik, wo ich die letzte Fähre verpasst hatte und unbeirrt weiter nach Süden cruiste. Irgendwann, leicht gestresst auf dem Highway, stellte ich fest, dass ich ja auch einfach Marmaray bis zur Endhalte fahren kann. Überglücklich sendete ich nen Luftkuss an Çağın und macht Fotos von mir in Warnwest – ich hab den Moment so richtig und mich echt smart gefühlt
In Gebze angekommen suchte ich mir die erstebeste Männergruppe auf nem Hügel, freundete mich mit der Nachtwache im Baucontainer an und schlief auf dem Boden, wärend er für mich das Licht ausmachte und den Fehrseher auf stumm stellte. Krass, dass Koksal diese Nacht einfach durchgehalten hat – stell mir das unglaublich herausfordernt vor. Naja ich hab ganz oke geschlafen.
16.04. Faszination Taube – Bursa
Ereignishungrig gings früh raus und auf die erste Fähre. Hier gab ich die letzten Lira meiner Istanbulcard aus – und wieder gingen Dankesgrüße raus. Apfel bei Flussüberquerung nach alter Tradition. Dann öde Straße bis Bursa. Dort wurd ich dann von zwei Radlern zu nem Broilerschuppen gebracht – das Angebot lehnte ich aber ab. Etwas unglücklich führte mich mein Gönner dann zu nem Supermarkt und ich suchte mir Bananen und Schoki aus. In den letzten Mintuten des Wochenmarktes wurd ich von Izzet aufgegabelt und etwas hibbelig eingepackt. Ich folgte sheepish, aber fand mich weniger später in nem Wohnzimmer mit laufendem Fernseher wieder. Ich war zum gemeinsamen Iftar eingeladen. Die Verständigung lief super, weil Izzet einfach Dolmetscher war. Das Essen war auch toll. Ich durfte in keiner Weise helfen. Zu meiner Überraschung kam das Highlight des Tages dann erst: Wir kletterten zusammen aufs Dach, wo mir Fatih (mein Gastgeber) mit Izzets Hilfe die Grundlagen und die Faszination der Taubenzucht zeigte und erklärte. Ich wär sprachlos über dieses besondere Hobby. Voll die Wissenschaft – war geflasht. Hockten sicher ne halbe H da oben in diesem parasitären Wellblechverschlag. Mein Handy hat ich unten vergessen – sehr schade, weils immernoch einer der spannesten und auch visuell aufregensten Einblicke war bisher. Anders als gedacht durfte ich dann sogar über Nacht bleiben. Völlig platt schob ich mir die OMA über die Augen, während Izzet im Bett neben mir noch seine Sims pflegte.












17.04. Gast des ganzen Dorfes – Dündar
Am morgen brachten mich Izzet und Denis noch auf die Straße. Mit einer Glückskette am Arm verließ ich Bursa auf einem ätzenden Umweg und anstrengenden Straßen. Schöner wurd es erst als ich auf kleine Straßen abbog. Die Ruhe war toll. Ich fuhr durch kleine Dörfer und grüßte begeistert. Gegen Abend winkte ich einem Mann, der mich dann wenig später am Berg mit seinem Transporter einholte. Sein erstes Angebot mich den Berg hoch zufahren lehnte ich ab, aber nachdem wir länger gequatscht hatten, stieg ich doch ein und er fuhr mich zu meiner ersten so ganz richtigen Iftar. Das war ne spannende und herzliche Erfahrung – etwas überwältigt von all den freundlichen Sozialenereignissen und Willkommenheißungen bemerkte ich gar nicht, wie mein Freund mit seinem Transporter die Biege macht. An der Spitze der Männertafel saß ich also und wurde bediehnt. Ich schüttelte allen alten Männern im Dorf die Händ – vllt saß ich ja neben dem Bürgermeister – es ergab sich auf jeden Fall so, dass ich mit viel Aufmerksamkeit und Respekt empfangen wurde. Dann stand nen Plastikkantinenteller vor mir. Vor dem Essen gibts sowas wie ne Andacht, während der alle ihre Hände, die Handflächen zeigen nach oben, vor sich halten und abwarten oder danken, dann wird gegessen. Auf den verschiedenen Unterteilungen des Tellers fanden sich Çorba aus Linsen, ne säuerliche Jogurtsuppe, rötlich tomatiger Reis, irgendwas mit Fleisch, das ich nicht aß und honigsüßes Baklava. Dazu Weißbrot und sowas wie Sauerkraut, eingeschweißtes Wasser. Ich war wirklich sehr dankbar teilnehmen zu dürfen.
Nachdem die Reste und die Teller in der Mülltonne gelanden waren, wurde zum Teetrinken im etwas gemütlicheren Gemeinderaum/Teestube übergegangen. Anbei sollte ich vllt auch aufklären, dass der Ramazan eine muslimische Fastenzeit ist, bei der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder gegessen, noch getrunken wird. Bestimmte Gesellschaftsgruppen, wie Kinder, Schwangere, Alte, manche Berufsgruppen und Reisende sind aber von dieser ..naja.. Pflicht ausgenommen. Alkohol gibts nat. auch keinen und keinen Sex. Die Zeit soll glaube Solidarität mit den Armen zeigen und bewirken (ey, wenn das irgendwer hier noch ergänzen oder korigigieren will – nur zu – is gern gesehn)
Dann beim Tee hab ich der Dorfjugend meine Geschichte erzählt – später wurde in den Clubraum umgezogen und es wurde geraucht und Pepsi getrunken. Mir wurde sogar Bier angeboten – etwas erstaunt lehnte ich aber ab. Verschiedene Handys mit Übersetzern gingen rum. Der Satz des Abends war für mich eindeutig der freundliche Hinweis: lets fix your hair! ..÷) peinlichberührt wurde dem Typ das Handy abgenommen. Mir wurde noch das Dorf gezeigt und als wir zurück kamen, hatte ich Grund genug die Jungs rauszuscheuchen und mich auf die Partycouch zu kuscheln. Dass ich mir da nicht erneut Flöhe eingefangen hab, wundert mich immer noch.
18.04. … – Götcedar?
Morgens um 8 war ich zum Frühstück verabredet. Wie sich herrausstellte hieß das: ich bekomme eine Plastetüte mit schwer fettigen Teigteilen, Tomaten und nem Saft und mein Gastgeber fährt zur Arbeit – die Sonne war schon aufgegangen – hm stimmt, hätt ich mir denken können. Ich aß das alles auf der Moscheemauer und wurde dabei halb freundlich, halb argwöhnisch beäugt – hätt ich mir auch mehr Gedanken drum machen können, hab den schließlich ordentlich was vorgemampft… naive und ignorante Touries..
Der Tag verlief dann sehr ruhig, weil ich tatsächlich in sehr abgeschlagenen Gegenden unterwegs war. Viele grüne Hügel und kleine Dörfer. Ich fuhr gänzlich ohne Stress und wurde immer langsamer . Am Abend hoffte ich dann wieder auf eine Einladung, weil ich diese Einblicke so spannend fand. Da hatt ich kein Glück mit und kaufte mir Tomaten und sowas wie Bulgur, irgendwelche Cracker und Eier glaub ich. Auf dem Weg nen Campspot zu finden, wurde ich dann doch noch mit ner ganz frischen Pide beschenkt – von einer Familie, die gerade zu ihren Nachbarn zum Essen ging. Sehr glücklich baute ich mein Zelt hinter der Schule auf. War dann auch mal wieder schön diese Vertrautheit und für mich selbst zu kochen – genau das hatte ich doch ab und zu in Istanbul vermisst. Dann auch noch mit Lotte zu telefonieren machte es zu nem richtig schönen Abend.
19.04. Morgens den Schäfer grüßen – Simav
Morgens toll mit Aussicht und gutem Frühstück und Dehnung – Wiedehopf – Gemüse geschenkt – am Abend kam ich in Simav an. Wieder halb auf der Suche nach dem IftarPlatz zog ich mich bei einem plötzlichen Starkregen in eine Bäckerei zurück. Ich genoß riesige und begeisternd leckere Simits, während draußen reißende Bäche entstanden und mein Rad geduscht wurde. – von dem Bäcker hab ich auch immer noch ne Visitenkarte, denn ich sollte am nächsten Tag wiederkommen und anrufen, wenns nen Problem gibt. Hab ich nicht, aber wenn irgenwer von euch da in der Gegend is..ich kann die Nummer stecken! – kochen neben der Moschee schien mir die beste Idee. Es ist oft einfacher, wenn man in der Nähe von Wasser kocht, bloß hab ich nicht bedacht, dass sich im Laufe der nächsten Stunde eine sehr laute und anstrengende Kindermassen um mich scharrt- Ey! Bayernmunich! Manuel Neuer! Galatar Zarai!? – ich hab mich beeielt da weg zu kommen und in ner Industrieanlage gepennt.













20.04. großzügige Einladung – Güneli
Von Simav gings bald wieder auf kleinen Straßen durch schöne Dörfer, tolle Felsenbänder, die Lust aufs Bouldern machen und überall grüne Hügel. Am Wegesrand hab ich glaube an dem Tag die Wasserschildkröten in den See hüpfen sehen und wenn mich nicht alles täuscht sogar nen Stachelschwein am Straßenrand – das lag da. Ob es angefahren und tot war, konnt ich nicht erkennen und um näher heran zu fahren oder stehen zu bleiben hatt ich iwi zu viel Respekt. Ich genoß, wie auch schon in den vergangenen Tagen, die Landschaft und laß über den Motorradfahrer und seine Katze, wenn ich grad ne Pause brauchte.
Spannend wurdes dann am Abend, als ich nach einem Supermarkt suchte. Ich war mitten im Nirgendwo und die Chancen standen schlecht. Dann erklang aber der abendliche Gebetsruf und statt zum Laden wurd ich zum Dorfplatz geleitet. Dort fand ein feierliches Gelage statt. Vor und in der Halle war mächtig was los. Die Alten saßen schon, während die Jungen quatschten oder umherliefen, Leute auf Plätze wiesen oder schon erste Teller voll Essen auf große silberne Tabletts stellten. Ich war eher lost und beeindruckt in all dem Trubel – stand rum, bis mich irgendwer zu einem Tisch brachte, an dem schon vier alte Leute saßen. Ich schüttelte einem Mann die Hand, von dem ich annahm, dass er mit seinem Anzug wohl der Bürgermeister war. Generell wurde mir gar nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt, wofür ich dankbar war. Dann mit einem Mal wurden auf jeden Tisch fünf oder sechs verschiedene Speisen gestellt. Wieder warteten wir mit den geöffneten Händen, dankten. Toll war es mir mit meiner Tischgemeinschaft die ganzen Speisen zu teilen. So konnte ich schauen, wie man den Reis mit Soße tränkt und Brot ditscht – es störte auch niemanden, dass ich mich am Teller mit so etwas wie Gulasch nicht beteiligte und stattdessen mehrfach von der rötlichen Linsensuppe, der Çorba, nachnahm. Diese war nämlich ausgezeichnet:) genau so scharf, wie ichs mag. Ich saß da noch länger und schaute mir die Leute und das Treiben an, beobachtete was die Leute mochten und was stehen blieb – es war sehr unterschiedlich von Tisch zu Tisch. Bei uns war alles alle außer dieser Reis/KichererbsenSchleim und die Jogurtsuppe kam auch nicht so gut an. Meine Tischfreunde gingen und ein Mann mit einer aufregenden Frisur – side cut und Haupthaar zu kurzem Pferdeschwanz – setzte sich zu mir. Er meinte, er habe mein Rad gesehen und dann haben wir nen bisschen gequascht. Seiner Meinung nach sind 130km am Tag nicht viel und er konnte nicht ganz verstehen, wie ich teilweise weniger als 50 machte – in ner Durchschnittsgeschwindigkeit unter 23km.h … schräg. Ich fragte, ob er wirklich mein Rad gesehn habe und dann verglichen wir mal seine und meine Ausrüstung…Mehmet fährt in der Rennradgruppe von Uşak und sein Rad wiegt circa 11kg weniger als meins – und da hab ich noch kein Gepäckt reingezählt.!. Ich glaube von ihm oder vom vermeintlichen Bürgermeister wurd ich dann zu einem Haus eingeladen. Dort traf ich auch ein paar Leute wieder, die mir schon in der Halle aufgefallen waren. Zb einen großen Jungen mit riesen Naruto-Rückenaufdruck auf dem Pullover. Von nun an wurde es einfacher, weil mich Didem, eine junge Frau aus Izmir mit englischen Erklärungen an die Hand nahm. Ich hatte im Rahmen einer Lebens/Todesfeier gegessen und war nun Gast im Haus der noch nicht verstorbenen, sonder völlig fitten Oma. Didem ist ihre Enkeltochter und zusammen mit ihren Eltern, ihrer Schwester und deren Kindern angereist – aus Izmir. Sie waren also auch zu Gast und so erklärte sie mir, dass bei denen (also hier im Dorf) viele Dinge anders laufen, mit Bräuchen verbunden sind und iwi is alles nen bisschen dreckig. Dass das mich nicht abschreckt, sondern mir gefällt, war ihr nicht so leicht verständlich. So fand ich mich in einem Raum voller Teppiche und Sofas wieder – alle Gäste waren da und für die Gastmutter blieb kein Platz. Es war schon sehr leicht an der Kleidung zu erkennen, wer aus dem Dorf und wer aus der Stadt kam. Ich war etwas befremdet, versuchte im Gespräch mitzukommen und immer noch die Verhältnisse zu begreifen. Was mich aufmunterte war zu sehen, wie sehr sich die Gastmutter freute mich auch bei sich zu haben – ich wurde verwöhnt mit Çay und getrockneten Kichererbsen. Der Vater von Didem holte die selbstgebrannte Rakiflasche raus – sein Hobby im Ruhestand – und goß großzügig ein. Ich lehnte ab – dafür trank der 14jährige Sarp ordentlich und unter Protest. Es war nen voller und sehr schöner Abend. Ich fühlte mich wohl, weil ich Einblick in all die Konflikte der Familie hatte und gleichzeitig alle den Abend genoßen. Mir wurde zwar ein Bett im Haus angeboten, aber weil Didem Leute wie mich schon kannte, musste ich nicht lange handeln bis ich mein Zelt aufbauen durfte.
21.04. am Festtag zu Gast – Poslu
Ich hatte im Garten der Familie mein Zelt aufgeschlagen und super geschlafen und am Morgen noch entspannt im Zelt nen PolarstepsUpdate gemacht. Ich wusste, dass es ein besoderer Tag werden würde – Ramazan, also die Fastenzeit, war vorbei und das Beyram (Zuckerfest) begann. In dieser Zeit besuchen sich die Familien und beschenken sich reich mit Geld und Süßem und überall gibta fett was zu futtern – so hab ichs zumindest verstanden. Manche Kinder ziehen durchs Dorf und klopfen und bekommen dann Geld geschenkt. Da wars so nen bisschen krass wieder den Unterschied zw den Kindern aus der Großstadt und denen aus dem Dorf zu sehen. Während bei Nachbarskindern die Augen groß wurden und die Anfrage recht kleinlaut war, schien es bei den Kids vom Hof iwi routinierter und auch fordernder.. ich greife aber vor, den erstmal gabs Frühstück oder naja ich weiß den Ablauf nicht mehr ganz. An der Stelle, wo eben noch mein Zelt stand breitete die Oma mit einer der Tanten ein großen Teppich aus. Dort bereitete sie Teig und Spinatfüllung in großen Schalen vor. Dann wurde Feuer gemacht. Der Teig wurde mit einem Rundholz hauchdünn ausgerollt, zur Hälfte mit dem Spinat gefüllt und dann umgeklappt. Mit gekonnter Bewegung einer öligen Hand haben die beiden dann Öl auf die Metallplatte gesprüht und dann den Fladen drauf geworfen – Gözleme heißt das fertige Essen und es ist toll und schmackofatz! ..die Stadtkids wollten lieber kein Grün. Bevor wir aber aßen, unternahmen all die Gäste des Hauses noch einen Spaziergang in die hügellige Umgebung. Machten ein Gruppenbild am See und liefen durch die Ziegenherde – auch hier machten wir alle Fotos. Auf dem Weg zurück suchten wir nach Pilzen und trafen den Rakiopa, der immer, wenn er wieder in der Heimat is, die Schafe hütet – fand ich sympathisch und auch schlau, denn auf dem Weg entzog er sich dem NichtsTun.















Mir wurde dann von Mehmet sein Acker gezeigt und danach die BabySchafe. In der Zeit führ ein Teil der Gesellschaft. Ich blieb fürs gemeinsame Essen im Dorf. Es war wieder Iftarküche..was mich überraschte – nur wars schlechter als am Vorabend. Die Çorba war einfach nicht so lecker÷/ danach packte ich meine Sachen, bekam noch ne Gözleme für den Weg, bedankte mich besonders bei der Oma und den Gastgebern und machte noch nen Foto mit allen. Es fing an zu regnen und ich fuhr los.
22.04. Pamukkale
Tolle Abfahrt durch dieses Tal – bester Mittagsspot – heiß in der Ebene – Mosche – Pamukkale – ewiger Aufstieg – dann aber warme Füße
23.04. werde immer langsamer – Dadevay
Nach nem entspannten Morgen gings an dem Tag viel durch den Regen. Ich musste einen Tunnel umfahren und dabei brachen alle Himmelsschleusen – Unterstand gabs aber nicht und so fuhr ich halt. Ziemlich durchgefrohren und etwas angekratzt kam ich um die Mittagszeit in nem kleinen Dorf an und wollte nichts lieber als ne Suppe essen, dazu nen Çay und wieder warm werden. Auf der Suche nach nem Restaurant blieb ich in nem kleinen Market hängen, wollte dort eig nur Kuchen kaufen, aber ein kleiner Ofen in der Raummitte strahlte viel zu verlocked. Der junge, halbtaube Verkäufer bot mir direkt nen Stuhl an und hatte sehr viel Verständnis für meine missliche Lage. Nicht lang und wir zwei saßen vor seinem Telefon im Videoanruf mit dem Cousin aus dem Pott. Das war echt nen cooles Gespräch und auch voll interessant. Bei solchen Gesprächen wars zuvor oft passiert, dass wir beide so nen bisschen überrumpelt vor einander saßen. Ich werde irgendwann gefragt, ob ich Hilfe brauche, was in den meisten Fälle aber nicht der Fall is und dann wars das wieder. Besonders lustig is es, wenn mir nen Handy in die Hand gedrückt wurde und mich dann jemand ohne Umschweife fragt: Was willst du? – tja.. das war dann oft gar nicht so leicht zubeantworten und das Gespräch schnell vorbei.
Hier wars aber ganz anders. Das entstandene Gesprächsdreieck ermöglichte uns gegenseitig lauter Fragen zustellen. Wir waren alle ungefähr gleich alt und wärend ich über meine Reise und Beweggründe für diese erzählte, erfuhr ich ganz viel über diese deutsch-türkische Familie und Ferets Ausbildung bei ThyssenKrupp. Es is toll, wenn solche Gespräche aus Interesse starten und nicht nur weils nun mal geht. Grüße gehen raus!
Ich fuhr und die Nacht hinein – Podcast lauschend hatte ich mir gerade gesagt: Oke, noch 20km und dann such nen Schlafplatz und koche., als mich nen Auto an die Seite winkte. Auf Englisch wurd ich zum Essen eingeladen – gemeinsam dachte ich und nahm an. Hussein lud mich zur Pide ein, meinte aber, dass er nicht bleiben könne, weiter müsse nach Antalya in die neue Wohnung und gerade schon bei seiner Familie gegessen habe.. er wollte mir also wirklich einfach nur was Gute tun – echt stark. Nachdem er bestellt hatte und gerade bezahlen wollte, gabs ne kurze Diskussion, die mich verwirrte – er durfte mich nicht einladen, weil der Chef vom Laden das übernahm. Ich war gerührt und sehr dankbar. Die 20km fuhr ich dann später in völliger Dunkelheit.
24.04. Konradio_100 – Söütlüdere
Morgen im Nebeldorf auf der Suche nach Toilette/Moschee – Leute mit frischer Milch zum Dorfplatz- langer Anstieg – erstes Mal Solar hinten am Rad –
25.-27.04. Eis in der Thermos – Yaraköy/Tlos
..in der Hitze des Tages war der Anstieg eine wahre Herausforderung. Mit etwas Absprache, wär sicher auch der PickUp vorgefahren. Kurze Einführung – Überblick über Bestand an Werkzeugen. Einstellung auf spirituelle Befremdung…
Durch eine Anfrage auf Workaway, war ich in einem Yoga-Retreet-Center im Aufbau gelandet. Ein Haufen junger internationaler Leute, die Aufgaben nachgingen, die ich oft gar nicht mit besonderer Spiritualität verbinden konnte. Dieses Angebot zum Entspannen und zum Finden der Mitte sollte nämlich auch trotz der Arbeit erfüllt-erfühlt werden – ich war gespannt.
Pina, a guy in Unterhosen und langem Shirt, Henna-Kreisen auf den Handtellern, hatte nach sieben Jahren der Weltreise entschieden in seinem Heimatland mit Tourismus reinzustarten – im Familienbuisness. Noch vor der ersten Season war ich also da und lernte im Laufe der zwei Tage noch seinen Bruder Bobo, seine Mutter und Aunti kennen. Außer mir waren noch drei weitere freiwillige Männer da, die aber gänzlich ohne handwerkliche Erfahrungen, dafür aber mit reichlich spirituellen, dort halfen und lebten. Die spirituelle Note bekam die Runde dann vor dem Essen, als sich Jony mit lieben Worten bei der Natur, bei uns für die Begegnung und besonders bei Aunti für des leckere leckere Essen bedankte. Generell wurde für viele Dinge gedankt und über Stimmungen und Gefühle geredet – ich fand das gar nicht schlecht. Tat gut mal nen Moment drüber nachzudenken und dann unkommentiert zu erzählen, wies mir geht und auch den anderen zuzuhören. War ich positiv von überrascht.
In den folgenden Tagen verlegte ich ZypressenholzPlanken auf Plattformen aus Stahl, wobei nichts wirklich genau sein musste. Einen Morgen machten wir Yoga, einen verfluchte ich den Regen. Die Leute waren alle echt nett und nahmen mir meinen Abstand zu Spirituellem nicht übel. Tatsächlich nahm ich trotzdem Dinge für mich mit und bin sehr froh dort gewesen zu sein.



















Dann am 27.04. wollt ich eig früh los, all meinen Klamotten, waren aber nass geworden – ich musste auf die Sonne warten. Der Tag verging recht schnell… Ich gab ein Interview und Éric machte Portaits, dann zeigte mir Auntie noch wie sie ihr Brot und den tollen ZimtMilchreis macht. Plötzlich wars nach 6 ich bekam die Hummeln und zog ab. Zu Bobo meint ich, dass ich für die geplanten 40km 2h bräuchte und wollts mir und ihm dann auch beweisen. Nur liegend reingestrampelt – Berg hoch gekeucht und einmal fast aus der Kurve gerutscht. Dann kündigte ich mich an und bekam ganz überraschte Antworten, aber als ich dann endlich in Kalkan um die Kurve bog und zwei sehr bekannte Busse sah, konnts nicht schöner sein – ich war angekommen im Camp von JA&JA.
Wir waren alle sehr glücklich, ich auch recht überdreht. Es gab viel zu berichten und besprechen, Tipps zum Tauschen und dann auch noch lecker Essen. Manney, war das toll!
28. – 30.04. nen richtiges Basecamp – Kalkan
Das war wirklich ne großartige Zeit mit den Vieren. Ich schlief so etwas abseits, während die anderen sowas wie eine kleine Wagenburg gebaut hatten, in deren Mitte die Tische und Stühle unter der Makiese standen. Das ergab nen schönen Raum, der dann auch für alles mögliche genutzt wurde. So richtig viel bewegten wir uns dann gar nicht. Mussten wir auch nicht – wir waren nämlich ziemlich autarg. Einmal gingen wir einkaufen, einmal fuhr ich zum Bäcker, einmal gingen wir schnorcheln. Die Tage vergingen richtig schnell – es gab einfach super viel zu erzählen, super viel Vapiers Survivor zu spieln und auch einige Postkarten zu schreiben. Das Essen war immer große Klasse. Es is so toll gemeinsam zu kochen und richtige Salate zu essen. Dank Alwines coolem GugelhupfOfen gabs sogar an dem einem Abend Ofenkartoffeln und Spargel!! Die größten Highlights unserer gemeinsamen Tage waren für mich sehr sicher das Lagerfeuer mit Marshmellows und nat die gemeinsamen römischen Runden. Ohmann hatt ich das vermisst! Die Begeisterung war entfacht und es war schwer die ganze Meute weiterziehen zu lassen. Es war so cool und irre meinen Bruder einfach irgendwo in der Türkei zu treffen. Ich finds so super, dass ihr beiden diese Reise macht und halt ganz besonders, dass ihr nach dem anfänglichen Schwanken wirklich in die Türkei gefahren seid. Danke, dass ihr unsere Treffen möglich machtet, auf mich gewartet habt und fürs Finden dieses prima Platzes!
Tja und als die zwei Busse nach vielen Umarmungen und Wünschen dann abfuhren, blieb ich mit Tränen in den Augen zurück und wollte nix lieber als den neuen Standplatz zuerfahren, da aufzukreuzen und die paar Tage von neuem zu starten. Den Timer resetten – Ekko Ult – nur halt nicht loslassen. Das war nen ziemliches Loch, welches ich durch Telefonate zu füllen versuchte… Es fühlt sich halt so damn sinnlos an, in die entgegengesetzte Richtung zu fahren – ohne Ziel und alleine, wenn ich auch weiterhin in dieser Gruppe unterwegs sein kann, die ich so richtig gern habe…trotz der netten und aufmunternden Gespräche, war meine Motivation echt im Keller – da sollte ich auch allein nicht wieder raus kommen….








…in der nächsten Folge: Die Verwandlung – alternative Handlung