Die Verwandlung

Die Verwandlung

1.

Als Gregor Samsa eines {Nachmittags} aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartigen harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch […]. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen.

„Was ist mit mir geschehen?“ dachte er. Es war kein Traum. Sein Zimmer, ein richtiges […] Menschenzimmer, lag ruhig zwischen den vier wohlbekannten {Himmelsrichtungen. Nicht weit von ihm entfernt, stand das Fahrrad und verschiedene nützliche Gegenstände drum herum ausgebreitet} – Samsa war ein Reisender […].

Gregors Blick richtete sich dann zum {Himmel, und das pralle heiße Wetter – man hörte den Asphalt kochen – machte ihn ganz träge, das Rauschen und Plätschern der Quelle neben ihm ganz} melancholisch. „Wie wäre es, wenn ich noch ein wenig weiterschliefe und alle Narrheiten vergäße,“ dachte er, aber das war ganz undurchführbar, denn er war {viel zu ergriffen von dem Hörbuch von Ursula Potsnansky, als das er zur Ruhe kommen könnte.} Er versuchte es wohl hundertmal, schloß die Augen, um die zappelnden Beine nicht sehn zu müssen, und ließ erst ab, als er in der Seite einen nich nie gefühlten, leichten, dumpfen Schmerz zu fühlen begann.

„Ach Gott,“ dachte er, „was für einen anstrengenden Beruf habe ich gewählt! Tag aus, Tag ein auf der Reise. Die geschäftlichen Aufregungen sind viel größer, als im eigentlichen Geschäft zu Hause, und außerdem ist mir noch diese Plage des Reisens auferlegt, die Sorge um die Zuganschlüsse, das unregelmäßige, schlechte Essen, ein immer wechselnder, nie andauernder, nie herzlich werdender menschlicher Verkehr. {not totaly true} Der Teufel soll das alles holen!“ Er fühlte ein leichtes Jucken oben auf dem Bauch; schob sich am Rücken langsam näher zum {Beckenrand}, um den Kopf besser heben zu können {und sah doch glatt zwei Radreisende den Berg hoch hecheln}

Diese zwei, mächtig verbrannten und stark schwitzenden Menschen entpuppten sich als Mel und Arthur – ein lustiges, äußerst sympathisches Duo aus England mit Augen für sehr besondere Dinge, viel Respekt und Umsicht, und vor allem mit viel Spaß und Spielereien.

…an dieser Stelle rate ich allen für eine andere Perspektive (eng) sich den Podcast der beiden anzuhören. Ich finds immer voll schön: Spotify – EarthRights. Ganz besonders die ‚S4 E18 – Cycling 5000km For Suicide Prevention‘ kann ich sehr empfehlen!

..Nun, meine Motivation diesen Blog so detailiert zuführen wie bisher, läuft leider gegen null, was manche schon an der stetig wachsenden Lücke erahnt haben mögen. Von etwas zu berichten, das schon über 4M her ist, fällt mir recht schwer und ich finds auch nicht so spannend. Es is auch schwer die Zeit zum Schreiben zu finden, wenns nicht so viel Spaß macht..
– vllt geb Ihr mir hier mal nen Feedback, was Euch interessiert oder so. In den letzten Monaten bin ich durch die Türkei, Georgien und Armenien gefahren. Bin dann in nen Flieger gesprungen und hab mich nach Almaty in Kazakstan jetten lassen. Von dort bin ich durch Kirgistan nach Tajikistan geflitzt und streune hier seither durchs Pamir – hoch und runter, wies mir grad passt.

..so, damit könnt ich die letzten M jetzt zusammengefasst stehen lassen, aber nen bisschen mehr kann ich euch schon schreiben – sag mal, was ihr spanned fändet und bitte nicht „Alles!“, weil das hilft mir nicht weiter.
..und jetzt weiter im Text…

Die beiden haben mich in einem Moment aufgelesen, in dem ich Gesellschaft, Nähe und Ablenkung brauchte – für mich also ein riesen Glück!

Ich schloss mich ihnen erstmal für einen Nacht an. Gemeinsam folgten wir der Weißmeerküste bis in den Hafen von Demre, wo wir einen großartigen Schlafplatz fanden. Vorher machten wir aber noch eine Begegnung, die uns alle ins Staunen versetzte.
In die schöne, von Bergen eingefasste, Bucht mündet ein ruhiger Fluss, an dessen Ufer wir durch den Sand fuhren/schoben. Ein Platschen und Winken machte uns aufmerksam. Was ich zuerst für einen springenden Fisch hielt, war tatsächlich aber die Flosse einer echt großen Meeresschildkröte – Mel beschreibt sie als ca. 1m² groß:) Sie graste gemütlich an einem moosbewachsenem Stein. Alle drei waren wir ergriffen von der Schönheit und Anmut dieses uralten Geschöpfes. Wir könnten unser Glück kaum fassen, als eine zweite solche Kreatur auftauschte und die beiden gemeinsam stromaufwärts unter uns hindurch, wir standen auf einer schmalen Holzbrücke, schwebten. Keiner traute sich etwas zu sagen oder sich zu bewegen. Nach einem uralten kehligen Atemzug tauchten sie immer wieder für mehrere Minuten ab. (Arthur imitiert das Geräusch ziemlich gut) Am gleichen Abend machten Mel und Arthur noch Bekanntschaft mit dem horse-dog und es gab Schoko-Fondüü – mehr dazu aber in ihrem Podcast..
Morgens stand ich dann mit meiner Isomatte im Fluss, währenddessen die andern beiden auf der Slackline tanzten und jonglierten.
Es war ein toller Start in die gemeinsam verbrachte Zeit, denn aus dieser ersten Nacht wurden einfach 3W!

In den nächsten Tagen fuhren wir weiter an der Küste entlang, durch ein Gewirr aus Folientunneln in Kemer, wateten durch ein Flussbett bei Olympos, um den Eintritt zu prellen, und genoßen einen Tag am Strand, um am Abend in Chimera Marshmellows über den ewigen Flammen zu rösten und den Sonnenumtergang zu genießen. An dieser Stelle vielen Dank für die Empfehlung an die Campergruppe meines Bruders – es war wirklich schön!
Am folgenden Tag gings mit tw über 70km/h nach Antalya, wo sich für kurz unsere Wege trennten. 3 lange Tage allein – mal Regen, mal viele Höhenmeter – dann verstrich der Geburtstag meiner Oma. Überall gab es viele Wahlplakate und Parteiflaggen, laute Busse mit dröhnenden Hymnen und am Abend Feuerwerk – der erste Wahlabend stand kurz bevor.
In Beyşehir fiehl ich den beiden nach einem 120km Tag in die Arme und aß ganz nebenbei ihre Pide und Pommes auf. Dann gings gemeinsam weiter – nach Konya, wo wir herzlich empfangen und eingeladen wurden. Zum Tuz Folü trampten wir ein Stück und ich verlor meinen Helm.
Auf der Strecke nach Asteray stellten beide neue Gewindigkeitsrekorde auf – mit neuerworbenen Aerobars und zum ersten Mal mit Musik auf den Ohren flogen sie nur so über den Asphalt. Ich fuhr in der Rauch- und Staubwolke und trat die hinterlassenen Flammen aus.
Im Stadtpark trafen wir auf die dt Reisenden – Oli, Justin und Luzian. Wir schmissen unser Essen zu einer hervorragenden Dal zusammen – auf drei Flammen ging das auch schnell.
Tags darauf gings über Stock und Stein im Ilahra-Valley – ziemlich lustig und nen toller Einstig in die erstaunliche Landschaft Kappadokiens. Ea war ein wahres Abenteuer durch dieses mystische Tal mit den Rädern zu gurken. Am Abend fanden wir uns dann sogar zu acht in einer Hotspring wieder – auch ein toller Tipp! Der Rauch des Lagerfeuers, der aufsteigende Dampf und die wandelnden Schemen – Gemurmel in verschiedenen Sprachen..

Dem Schild zur „größten unterirdischen Stadt“ folgten wir und schauten uns verlassene Räume an. Wir kletterten von oben rein – erlaubter Weise – und stellten fest, dass es so groß gar nicht war.
Den Tourismusmagnet mit mehreren Etagen und Beleuchtung, der in der nächsten Stadt angepriesen wurde, schaute sich dann niemand an, obwohl es sicher aufregend gewesen wäre – wir waren alle zu erschöpft. Stattdessen suchten wir einen passablen Platz zum Zelten und verbrachten einen letzten Abend in großer Gruppe auf nem Feld.
Nach Kappadokien fuhr dann jeder auf eigenen Wegen. Es war enorm heiß und genauso spektakulär.
Ich fuhr ins RedValley, verlohr mein Solarpanel, machte Terz und regte mich schrecklich auf. Fand es dann überfahren im Staub, aber konnte mich doch nicht wirklich beruhigen. Ich kam nicht an..

Ein lautes WUSCH,WUSCH,WUSCH, gefolgt von noch so nem Trio und „Good Mornin!“ riss mich aus dem Schlaf. Genervt setzte ich mich auf und wurde aus einem vorbei schwebenden Ballon belächelt und gefilmt – Uff! – magisches Gefühl.. anders als Mel und Arthur oder auch Stefan standen mir beim Anblick der ganzen Ballons nicht die Tränen in den Augen. Ich hatte damit zu kämpfen, mir nicht schon vor 6 den Tag zu vergrummeln.
Ich ließ den Tag langsam angehen, saß auf ner Bank bis der Touristenmob anrückte. Zum Glück mach ich ja UL-bikepacking auf meinem MTB und konnte so spritzig auf den schmalen Pfaden abkurven. Es is verrückt schön da – ehrlich – auch mit nem vollen Esel und ich hatte meinen Spaß.

In Göreme war die Hölle los – Quads, Kutschen, Fernbusse, Tourigruppen, Radreisende… und entsprechend heiß wars auch. Eine AusmBallonfilmerin erkannte mich auf der Straße: „Ey, bist du nicht der Depp, den wir heut morgen so urwitzig geweckt haben?“ ..hat sie nicht gesagt, aber das kam bei mir an – ich hatte meinen Groll nicht ganz verdaut. Als ich später das Video geschickt bekam, konnt ich dann doch schmunzeln (sie war übrigens super nett und verständnisvoll)

(VIDEO!!)

Später traf ich M&A wieder. Auch die beiden hatten nur vor eine weitere Nacht zu bleiben. Wir entschieden uns fürs LoveValley und suchten uns einen gemütlichen Schaft zum Schlafen. Es stürmte und regnete, violette Blitze zerschnitten den Himmel, aber in meiner Kinderkoje blieb ich trocken und warm. Wir rechneten nicht damit, dass wir am nächsten Morgen wieder vom Fauchen der Ballons geweckt werden würden – kam aber so. Wir kletterten den Kamm unseres HausPenises hoch. Über uns hunderte bunte Ballons und die aufgehende Sonne.
M&A fuhren nur nicht ohne mich los, weil sie schon wieder nen Platten hatten – ich bin ja seit meines frustrierenden Ereignisses kurz vor Tirana ein wahrer Experte was Platten angeht und konnte aushelfen den Mantel auch ohne Werkzeug wieder auf die Felge zu friemeln. Wir kamen nicht weit, denn Arthur fiehlen die Speichen aus. So fanden wir nen super Bäcker und tranken Tee in Avanos – insgesamt ein Morgen an den ich gerne zurückdenke.
Nördlich von Kappadokien gibt es lauter grüne Hügel, das mag etwas demotivierend sein, wenn man das mit dem Fahrrad fährt und gerade hauptsächlich Strecke machen will, es is aber auch schön. Die beiden meinten, dass es sie an England erinnere und ich nahm mir vor da bald mal hinzufahren. Wir schliefen das erste Mal in einer Moschee und fanden es großartig.
Dann fuhren wir nen gutes Stück und wollten nen noch guteres trampen. Fing gut an – ich saß ne halbe h ganz hinten auf der offenen Lastfläche eines langen LKWs. (ich hab sogar davon ner Video – wers will, kann mir scheiben) Im nächsten Ride kamen alle Räder aber halt nur zwei Personen unter – ich dachte: „..ohne Rad und nur 150km alleine – wird easy!“ ..nunja, diesen Fehler werd ich nicht nochmal machen. Nur mit Handy und Portemonnaie, kurzer Hose und Strickjacke ließ ich die anderen fahren. Erst gings noch ganz gut: LKW lang –  Sportwagen kurz, Moped kurz, LKW kurz – es wurde langsam dunkel – LKW1 again – lustig, aber kurz. Er wollte mich zu Essen einladen und mir dann ein Bett in seinem Wagen anbieten.. da gingen bei mir nicht nur die Arlarmleuten an, sondern es ging ja auch nicht. Mein Rad war gerade mal 35km von mir entfernt, aber es war arschkalt und stockdunkel – zum verzweifeln und ich war am Fluchen und beinah am Heulen, aber auch das wollte nicht gelingen. Am Ende ging dann doch alles auf. Der LKWfahrer diskutierte ne Weile mit nem Paar an der Tanke – der Typ am Steuer wollte sich partu nicht für mich verantwortlich fühlen – ‚ich sei ja kein Türke.. Was is denn, wenn der Deutsche mich verklagt?’… der Deutsche hatte auf jeden Fall ganz andere Sorgen und der Ton änderte sich, sobald ich im Auto saß. Sogar nen Schokoriegel gabs – ich war fertig mit den Nerven.
Gerädert, dankbar und herzerweichend froh mein Rad/mein Leben/meine Unabhängigkeit zurück bekommen zu haben, empfingen mich M&A mit einer schlecht Nachricht: ein Freund Arthurs war im Oster der Türkei geradeso nicht überfahren wurde. Er und seine Partnerin sprangen/rannten glücklicher Weise in die richtige Richtung als ein Autofahrer in einer Kurve die Kontrolle verlor – der kleine Lieferwagen riss die zwei TallBikes mit allem in den Abgrund, die zwei Insassen starben beim Aufprall und alles brannte aus. Die beiden Reisenden verloren all das, was ich gerade wiederbekommen hatte. Arthur und Mel standen unter Schock – so ein Szenario kann und darf man sich als Radreisender gar nicht erst ausmalen, denn theoretisch könnte das jedem von uns täglich passieren.


Im klaren Kontrast zu diesen schlimmen Neuigkeiten wurden wir am gleichen Abend so herzlich zum Essen eingeladen, als würden uns die Leute der Türkei unsen Zustand ansehen und uns etwas Gutes tun wollen.
Wir schliefen in der Moschee, morgens kurz nach 4 ging der call.to.prayer los, wir wachten auf, aber Mel rutschte in eine schwierige und im Nachhinein sehr lustige Situation, die ihr euch am besten von ihr im Podcast schildern lasst.


Ich war nicht mehr müde und schrieb Emails bis wir im Bäcker frühstückten. Börek,Börek,Börek. Dann gings am See weiter Richtung Norden. Puppies und flottes Tempo. Abends kaufte ich Raki, um auf unseren baldigen Abschied anzustoßen. In einem Hoch der Gefühle endete auch der nächste Tag nach einer ziemlich langen Abfahrt auf nasser Piste. Am folgenden Nachmittag kamen wir endlich in Sinop an. Meine Freundin, Cağıns Oma, war wegen der Wahlwiederholung in Istanbul geblieben, aber ich konnte im Hotel einer Freundin von C für zwei Nächte einchecken. Das war Hammer! Probleme mit meinem Konto beschäftigten mich den nächsten vollen Tag und ich verließ Abends erst mein Zimmer, in dem in der Zwischenzeit M&A auch eingezogen waren.
Am Morgen darauf ging alles recht schnell. Wir frühstückten noch gemeinsam, aber dann hieß es Abschied nehmen. Im Drunter.und.Drüber vergaß ich gänzlich den beiden noch etwas auf die Fahrt mit zugeben – als Andenken und als Dank für diese unfassbar ereignisreichen und tollen Wochen. Nie zuvor und nie danach (bis jetzt) bin ich auch nur mehr als zwei Tage mit fremden Radreisenden gefahren – mit den beiden fast 3W und es war großartig! Da fällt mir ein, dass Mel jetzt mein 10Jahre alte Badehose trägt – konnt ich ihr doch ne Freude machen:)

Mel und Arthur, ich liebe und danke euch von Herzen! Ich hab mich unglaublich wohl und aufgehoben in eurer Gesellschaft gefühlt, hab mich von euren Blicken und Gedanken bewegen lassen und habe nur zu gerne jeden Apfel mit euch geteilt. Dass ihr all den ganzen Scheiß durch die Gegend fahrt, ist großartig, weils euch glücklich macht und das wiederum ziemlich ansteckend ist. Ihr zwei seid echt toll und der Grund euer Reise is nen verdammt Guter! Tausend Dank für diese Sommertage!

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